Der 17 Punkte Plan der Ministerin oder der hausgemachte Lehrkräftemangel

Der 17-Punkte-Aktionsplan der Ministerin sorgt in der Öffentlichkeit für Verständnislosigkeit.

Die verschiedenen Landesregierungen haben jahrelang durch Sparmaßnahmen dafür gesorgt, dass das Fehl an Lehrkräften zu einem Kollaps an den Schulen führen wird. An vielen Schulen können die ausgeschriebenen Stellen schon seit Jahren nicht mehr mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden.

Demonstrativ wird in der Presse verkündet, wie viele Stellen zur Verfügung gestellt werden, obwohl im Kultusministerium seit Jahren bekannt sein müsste, dass diese Stellen zum Teil nicht besetzt werden können. Dieser Aktionismus hat bisher zu keiner Verbesserung der Unterrichtsversorgung geführt. Denn in Zeiten als ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung standen, hat keine Landesregierung den Weitblick besessen, ausreichend Einstellungen vorzunehmen, um  Pensionierungswelle, Inklusion, Ausgleich des verpflichtenden Arbeitszeitkontos Lazko) und  Ganztag aufzufangen.

Nun wird auf ein Notprogramm zurückgegriffen, dem „17-Punkte-Aktionsplan zur Lehrkräftegewinnung. Was dahinter steckt, möchten wir anhand einiger Punkte durchleuchten.

 

   Quereinstieg an Grundschulen vereinfachen

Bisher war es undenkbar, dass an Grundschulen Menschen eingestellt werden können, die über keine pädagogische und didaktische Ausbildung verfügen. Bedenken gegen die Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern, der sich in der Vergangenheit nur auf Mangelfächer bezog,  hatte die GEW bereits für den Sek. 1- Bereich geäußert.

 

Kapitalisierung

Nach vielen Protesten wurde erst kürzlich ein Erlass zur Qualitätssicherung der Ganztagsbeschulung verabschiedet. Darin wurde festgelegt, wie hoch der Anteil der Lehrkräftestunden im Ganztagsbereich sein soll. Ziel war, den Ganztagsbereich mit qualifiziertem Personal auszustatten. Im Punkt Lehrkräfte wird zurückgerudert. Schulen, die ihre Stellen nicht besetzen können, dürfen die Stunden in Geld umwandeln und die Ganztagsangebote mit außerschulischen Kooperationspartnern finanzieren. Auf diese Art werden wieder Lehrkräfte-Iststunden für den Pflichtunterricht gewonnen. Gerade im Primarbereich, wo die Weichen für die Schullaufbahn gestellt werden, ist dies ein skandalöser Zustand, wenn man den Quereinstieg an Grundschulen hinzuzieht.

  Teilzeiterhöhungen

Lehrkräfte können kurzfristig ihre Teilzeit erhöhen, um mehr Unterricht zu erteilen. Wir befürchten, dass Kolleginnen und Kollegen genötigt werden ihre Teilzeitbeschäftigung zu erhöhen, obwohl sie aus gutem Grund reduziert haben. Wir hoffen, dass die Genehmigung von Teilzeitanträgen nicht noch weiter erschwert wird.

 

 

Mehrarbeit möglich

Hat die Ministerin die Ergebnisse der Arbeitszeitstudie  nicht zur Kenntnis genommen? Überlastungsanzeigen, Beschwerdewelle und die Zunahme vorzeitiger Pensionierungen scheinen von Frau Heiligenstadt nicht ernst genommen worden zu sein.

 

GHR-Lehrer (durch Ministerin leider nicht gegendert) an GHR-Schulen

An Gesamtschulen sollen vorerst in der Regel ausschließlich Stellen für das Lehramt an Gymnasien ausgeschrieben werden. Hintergedanke der Ministerin: Die Lehrkräfte mit dem Lehramt für Grund-, Haupt-, und Realschulen (GHR) sollen gezielt an Grund-, Haupt- und Realschulen geleitet werden, um das Fehl an diesen Schulformen aufzufangen. Dieses Vorgehen steht dem Gedanken der Vielfalt an Integrierten Gesamtschulen entgegen. Es ist zu befürchten, dass sich die Integrierten Gesamtschulen dann auf Dauer schleichend zu Gymnasien entwickeln. Zusätzlich soll den Versetzungsanträgen von GHR-Lehrkräften, die an Gymnasien oder Gesamtschulen unterrichten und an eine GHR-Schule versetzt werden möchten, unverzüglich entsprochen werden. Man kann gespannt sein, ob dies auch für Regionen zutreffen wird, wo auch die Gymnasien oder die Gesamtschulen eine schlechte Unterrichtsversorgung haben oder die versetzungswilligen Kolleginnen und Kollegen z.B. ein Mangelfach unterrichten. Auch die Kriterien einer Versetzung zu kennen wäre interessant, denn viele Lehrkräfte kämpfen seit Jahren vergeblich um eine Versetzung.